Der Opel Kadett City mit Holzvergaser
Ich restaurierte den ersten Holzgasgenerator Anfang der achtziger Jahre. Seit damals erfuhr ich verschiedenste Geschichten im Zusammenhang mit dieser Technik. Während der Benzinkrise 1973 war ein Cadillac mit Holzvergaser unterwegs. Mehr war darüber nicht zu erfahren. Aber der Traum liess mich nicht mehr los, eines Tages ein Auto mit Holzvergaser zu fahren.
Kurz vor der Benzinpreisexplosion 2005 sagte ich zu meinen MitarbeiterInnen, bei mehr als CHF 1.60 / Liter Bleifrei werde ich mit Holz statt Benzin zur Arbeit fahren. Als die Preise wenige Monate später tatsächlich explodierten, geriet ich etwas in Zugzwang.
Im Frühjahr 2006 erwarb ich einen fast neuwertigen 1200er Opel Kadett City Automatik mit 75'000 Kilometern auf dem Tacho. An dieses Fahrzeug montierte ich einen Wisco- Gaserzeuger, den ich schon seit ein paar Jahren in meiner Sammlung hatte.
Walter Isendahl & Co. Gaserzeuger
Der WISCO Gasgenerator für Braunkohle und Holz von 1947 hat ein Gesamtgewicht von 80 kg, also ideal für die Montage am 850 kg leichten Opel.
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Ursprünglich war dieser Gaserzeuger für die Montage vorne am Fahrzeug vorgesehen. Für eine optimale Gewichtsverteilung und wegen der Verkehrssicherheit wollte ich ihn hinten am Opel Kadett montieren.
Auf dem letzten Stand der Technik
Wie beim Verbrennungsmotor gibt es auch bei Gasgeneratoren einen Punkt, an dem sie prinzipiell nicht mehr weiterentwickelt werden können. Beim Benzinmotor war das Ende der 30er Jahre soweit. Mit Ausnahme der Direkteinspritzung gab es alles schon, weitere fundamentalen Verbesserungen sind bis heute nicht mehr erkennbar- die Optimierungen gelingen durch moderne Materialien und Motorenmanagement. Beim Gasgenerator war die Entwicklung um 1947 abgeschlossen. Der WISCO gilt wegen seinem hoch integrierten und minimalistischen Design als einer der kompaktesten, effizientesten und leichtesten Gasgeneratoren.
Modernisierung der Anlage
Der Gaserzeuger der Firma Walter Isendahl & Co. ist eine Schweisskonstruktion praktisch aus einem Stück. Er ist für die Vergasung von Braunkohle und Holz ausgelegt.
Es ist ein absolut minimalistisches Design und auch heute noch auf den letzten Stand der Technik. Ich trennte die Konstruktion in mehrere Teile und versah den Gaskühler mit Flanschen. Dadurch war es möglich, den Gaserzeuger zu verzinken.
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Das Asbest wurde entfernt. Verschiedene Modifikationen wurden durchgeführt, um die Wartungsfreundlichkeit zu verbessern.
Trägerkonstruktion
Die ganze Konstruktion ruht auf einem Chassis, welches mit dem Opel verbunden ist. Das Gasrohr wird unter dem Wagen hindurch in den Motorraum geführt.
Ventilator
In Fahrtrichtung rechts befindet sich der Ventilator. Der Gasaustritt des Ventilators erfolgt vorne durch den Kühlergrill.
Der Opel wurde kaum modifiziert, mit Ausnahme vom Loch im Kühlergrill. Aber auch das Loch habe ich erst angebracht, nachdem ich einen Ersatzgrill besorgt hatte. D.h. der Kadett kann jederzeit in den Originalzustand zurück versetzt werden.
Gasmischer und Hybridinstallation
Der Vergaser wurde nach links verschoben. Rechts in Fahrtrichtung sieht man den Solex- Holzgasmischer. Das Gas wird von hinten angesaugt, mit Frischluft vermischt, und dem Motor zugeführt.
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Der Zündverteiler kann vom Cockpit aus um 15° verstellt werden, um der langsamen Verbrennung von Holzgas Rechnung zu tragen.​
Armaturen
Anstelle des Radios hat dieser Wagen in der Mitte zwei Unterdruck-Manometer, an denen der Zustand des Generators abgelesen werden kann.
Bei Bedarf kann über einen Kippschalter der Rüttler des Generators elektrisch betätigt werden. Zwei zusätzliche Bowdenzüge für die Ventilierung und Gemischeinstellung bei Gasbetrieb wurden ebenfalls installiert.
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Links: Unterdruck nach Generator​ (wird durch Rütteln abgesenkt)
Rechts: Unterdruck nach Feinfilter (bei Bedarf Filtermaterial austauschen)​
Wette mit etwas Verspätung eingelöst
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Aus der Schnapsidee wurde Realität: Das Versprechen wurde eingelöst, bei einem Benzinpreis von über CHF 1.60 pro Liter mit Holzgas zur Arbeit zu fahren.
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Der Wagen traf den Nerv der Zeit: Wegen den mittlerweile astronomisch gestiegenen Benzinpreisen erhielt das Auto viel Aufmerksamkeit des Publikums und der Medien. Auch wenn dieses Antriebssystem weder zeitgemäss noch alltagstauglich ist- es funktioniert.